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Weihnachtsbotschaft des Ökumenischen Patriarchen (2010).

21 Δεκεμβρίου 2010

Weihnachtsbotschaft des Ökumenischen Patriarchen (2010).

+   B A R T H O L O M A I O S

durch Gottes Erbarmen Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom,

und Ökumenischer Patriarch

allem Volk der Kirche Gnade, Friede und Erbarmen

von Christus, unserem in Bethlehem geborenen Erlöser

Geliebte Brüder im geistlichen Dienst, liebe Kinder im Herrn,

inmitten der finsteren Atmosphäre der in letzter Zeit weltweit herrschenden Krise, welche die Wirtschaft, die Gesellschaft, die Moral und vor allem den Geist betrifft, die soviel Wut, Verbitterung, Verwirrung, Besorgnis, Furcht, Enttäuschung und Zukunftsangst hervorruft, vernehmen wir die wohltuende Stimme der Kirche:

Kommt, Gläubige, lasst uns gottergriffen erhoben werden;

lasst uns schauen, wie Gott sichtbar in Bethlehem

aus der Höhe zu uns herabsteigt …“

(Idiomelon der Sext von Weihnachten)

Es ist der unerschütterliche Glaube der Christen, dass Gott den Weg des nach seinem Bild und Gleichnis von ihm selbst persönlich geschaffenen Menschen nicht von oben herab und teilnahmslos verfolgt. Darum war auch die Menschwerdung seines eingeborenen Sohnes und Wortes von Anbeginn sein „Wohlgefallen“, sein vorrangiger Wille, sein „vorewiger Ratschluss“. Dieser Wille besteht darin, aus dem Übermaß seiner Liebe die von ihm erschaffene menschliche Natur selbst anzunehmen und sie so zu befähigen, „göttlichen Wesens teilhaft“ (2 Petr 1,4) zu werden; und das noch vor dem Fall der Stammeltern, ja noch vor ihrer Erschaffung. Nach dem Fall der Stammeltern schloss der „vorewige Ratschluss“ mit der Fleischwerdung zugleich auch das Kreuz ein, das makellose Leiden, den lebenschaffenden Tod, den Abstieg in den Hades und die Auferstehung nach drei Tagen, so dass die unmerklich eingetretene Sünde, die alles vergiftet hat, und der Tod, der sich heimlich zum Leben gesellt hatte, gänzlich und endgültig beseitigt würden und der Mensch das väterliche Erbe der Ewigkeit uneingeschränkt genießen könne.

Jedoch lässt sich die göttliche Herabkunft von Weihnachten nicht auf die ewigen Dinge beschränken. Sie betrifft auch all das, was mit unserem Weg auf Erden zusammenhängt. Christus ist in die Welt gekommen, um das Reich der Himmel zu verkünden und uns in dieses einzuführen, er ist aber auch gekommen, Wohltaten zu erweisen und die Schwachheit des Menschen zu heilen. Er hat mehrmals auf wunderbare Weise die Scharen der Hörer seines Wortes gesättigt, Aussätzige vom Aussatz gereinigt, Gelähmte aufgerichtet, Blinden das Augenlicht, Tauben das Gehör und Stummen die Sprache geschenkt; er hat die Besessenen von unreinen Geistern befreit, Tote auferstehen lassen; denen, die Unrecht erlitten hatten, und den Vergessenen hat er zu ihrem Recht verholfen; er hat die widerrechtliche Bereicherung, die Unbarmherzigkeit gegenüber den Armen, die Heuchelei und die Willkür in den menschlichen Beziehungen  gebrandmarkt; er hat sich selbst als Vorbild freiwilliger, sich selbst nicht schonender Opferbereitschaft um des Nächsten willen hingegeben. Vielleicht verdient diese Dimension der Botschaft von der Menschwerdung Gottes am heutigen Weihnachtstag eine größere Beachtung? Viele Mitmenschen und Mitchristen werden von der gegenwärtigen Krise sehr schwer geprüft. Unermesslich sind die Scharen der Arbeitslosen, der Verarmten, der Obdachlosen und der Jugendlichen, die um ihre Träume gebracht sind. Doch „Bethlehem“ heißt „Haus des Brotes“! Wir Gläubigen schulden also allen Brüdern in Not nicht nur das „wesentliche Brot“, also Christus, der zu Bethlehem in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt, sondern auch das tägliche Brot, welches das Überleben sichert, und alles, „was sie zum Leben brauchen“ (Jak 2,16). Jetzt ist die Stunde gekommen, das Evangelium im Bewusstsein der großen Verantwortung, die wir haben, in die Tat umzusetzen! Es ist die Stunde, das Wort des Apostels: „Zeig mir Deinen Glauben ohne die Werke, und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke“ (Jak 2,18) in seiner tiefen Bedeutung und in seinem grundsätzlichen Anspruch neu zu hören. Dies also ist der Moment, „sich gottergriffen“ zur Höhe der Tugend der Liebe „erheben zu lassen“, die uns mit Gott vertraut macht. .

Dieses verkündigen wir den Kindern des Ökumenischen Patriarchates in der ganzen Welt vom durch das Martyrium geprüften Sitz der Kirche der Armen Christi. Auf alle rufen wir die göttliche Entäußerung, das unermessliche Erbarmen, den Frieden und die Gnade des für uns aus dem Heiligen Geist und der Jungfrau Maria Mensch gewordenen eingeborenen Sohnes und Wortes Gottes herab. Ihm sei die Herrlichkeit, die Macht, die Ehre und die Anbetung samt dem Vater und dem Heiligen Geist in Ewigkeit.   Amen.

Phanar, Weihnachten 2010

+ Bartholomaios von Konstantinopel,

euer aller inständiger Fürbitter bei Gott