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Briefe(3), Altvater Paissios der Agiorit,

1 Μαΐου 2009

Briefe(3), Altvater Paissios der Agiorit,

AUSZUG AUS DER WELT

Kommt schliesslich die gesegnete Stunde, da du die Welt verlassen wirst, um Mönch zu werden, prüfe zu­allererst dich selbst, ob dein Herz ganz ist oder ob dir irgendwer ein Stückchen davon genommen hat. Erkühne dich nicht, mein Bruder, ins Kloster zu gehen, bevor du dein ganzes Herz bei dir hast, denn du wirst scheitern. Hast du gefühlsmässig auch nur ein Tausendstel davon einer anderen Person geschenkt, wird dir der Teufel spä­ter zu schaffen machen. Er wird sich in diesem einen Tausendstel deines Herzens verschanzen und dich be­kämpfen, einmal mit dem Fleisch, ein andermal mit Ge­danken, dann mit allen beiden, und das Schlimmste ist, dass er es schliesslich ganz beherrschen wird, wenn du Mönch geworden bist, sodass du zwischen „Charybdis und Scylla” sein wirst.

Dass einer vom Fleisch angefochten wird, ist an sich kein Hindernis dafür, dass er Mönch wird, vorausgesetzt, dass er nicht an die Ehe gedacht hat oder, wenn er je dar­an gedacht hat, die Kette der Ehe seit vielen Jahren zer­brochen und sein Herz zur Gänze zurückgewonnen hat.

Eine Seele, die auf Grund der kräftigen körperlichen Konstitution intensiver bekämpft wird vom Fleisch, muss natürlich auch mehr kämpfen, um dasselbe zu be zähmen, und wer mehr kämpft, empfängt von Gott un­zweifelhaft auch mehr Lohn, vorausgesetzt, dass er sein bescheidenes Fasten mit Demut durchsteht und seine Nachtwachen mit Gebet. Dann gewährt der Gute Gott allezeit Seine Hilfe und verbreitet ohne Verzug Leiden­schaftslosigkeit und Frieden in der Seele, zusammen mit Seiner Liebe und Zärtlichkeit für die Kinder, die sich anstrengen, um Seine Gebote zu halten, und gerettet werden wollen.

Ein anderes ernsthaftes Thema, auf das du achten musst, bevor du ausziehst, um Mönch zu werden, ist dies – dass du die Deinigen und alle ihre Probleme Gott anver­traust, damit du im Kloster in Frieden bist und damit deine Eltern den ganzen Segen Gottes haben, hienieden ebenso wie im künftigen Leben (da du ja mit dem Segen deines Beichtvaters weggehst). Dein absolutes Gottvertrauen be­deutet fortwährendes Gebet für sie. Folglich besteht kein Grund, dass du weiterhin an die Deinigen denkst, noch auch dass du für sie betest, denn zusammen mit dir selbst hast du auch all das Gott übergeben.

Tust du das, mein Bruder, wird dir das sehr helfen, die allumfassende Liebe zu erwerben, das heisst jene Art von Liebe, die Gott hat. Indem du die kleine Liebe deiner kleinen Familie hinter dir lässt, gehst du nach und nach ein in die grosse Familie, die Kirche, und erlangst so die grosse, alle einschliessende Liebe, sodass du alle Men­schen gleicherweise liebst. Den einen gegenüber wird sich deine Liebe ausdrücken mit Freude, anderen gegen­über mit deinem Schmerz. Alle wirst du als deine Brüder betrachten, denn alle sind wir Kinder Evas (der grossen

Familie Adams, der Gottes ist20). Dann wirst du auch in deinem Gebet sagen: „Mein Gott, hilf der Reihe nach zu­erst denjenigen, die Deiner Hilfe am meisten bedürfen, sei es unter unseren lebenden Brüder, sei es unter den ent­schlafenen.” Dann wird sich dein Herz an alle austeilen in der ganzen Welt, und du selbst wirst nichts mehr haben ausser der grossen Liebe, die Christus ist.

Die Wahl des Klosters

Nachdem du endgültig aufgebrochen bist, um Mönch zu werden, und deine Heimat „hier”21 hinter dir gelassen hast, sieh zu, damit du dich nicht sogleich begeisterst für Personen und Dinge des ersten Klosters, auf das du stösst, und ohne Verzug in die Gemeinschaft eintrittst.

Suche zuerst zu erfahren, welches die geistigsten Klöster sind, und nimm Kontakt auf mit Altvätern, damit sie dich beraten. Notiere dir zwei, drei dieser Klöster, der geistigsten, und nachdem du sie besuchst hast, einfach so, als Pilger, schreib deine Eindrücke nieder, die du in jedem Kloster gewonnen hast. Danach prüfe, welches von allen die besten geistigen Voraussetzungen bietet. Dann erst geh und tritt in die Gemeinschaft ein. Deine Notizen über die besuchten Klöster bewahre auf, bis du dich stabilisiert hast, denn es ist zu erwarten, dass dir der Widersacher die anderen Klöster in Erinnerung rufen wird, um dich wegzutreiben und dich zum rastlosen Umherwandern zu bewegen. So wirst du Material haben, um ihn seinerseits zu bekämpfen mit den „Pro” deines Klosters und den „Kontra” der anderen, die in der Mehrzahl waren.

Auf diese Weise also (als blosser Pilger am Anfang) suche den Ort und die Art des Mönchslebens herauszu­finden, die dir zusagen – Koinobion (Gemeinschaftsklo­ster)*, Hesychastirion*, Kellion usw. Wenn ich „Hesy-chastirion” sage, meine ich nicht jene in der Welt, son­dern jene des Heiligen Bergs, wo ein oder zwei Aske­ten zusammen in einer Kalyva* wohnen. Die meisten Kalyven haben keine eigene Kirche.

Die Hesychastirien in der Welt sind ihrem Wesen nach Gemeinschaftsklöster, doch einige gottesfürchti-ge Hierarchen anerkennen sie als Hesychastirien22 und sichern sie damit ab gegen die Übergriffe gewisser Bi­schöfe, die sich gern in innerklösterliche Angelegenhei­ten einmischen wie die „guten Schwiegermütter” und Probleme schaffen, obwohl die Gesegneten doch so vie­le andere Dinge zu tun haben in ihrer Metropolie. Diese Hesychastirien also sind Gemeinschaftsklöster, doch da­durch, dass man sie als Hesychastirien anerkennt, haben sie Ruhe vor einer gewissen Art von Bischöfen.

Wenn du von schwächlicher Gesundheit bist, achte bei der Wahl deines Klosters auch auf das Klima. Die nördlichen und sonnigen Orte sind immer gesund, ebenso die Orte mit wenig Vegetation. Wo du gute Besonnung, weisses Gestein und niedere Steineichen siehst, ist das Klima vorzüglich und das Wasser sehr gut. Wo aber dunkles Gestein und Erdbeerbäume vorherrschen, da ist Feuchtigkeit, es sei denn, das Kloster liege an einem Hang und sei gut besonnt. Die sonnenlosen Schluchten, selbst wenn sie Fichten haben, sind ebenfalls feucht. Auch dort, wo Kastanienbäume sind, ist viel Feuchtigkeit vorhanden, es sei denn, sie stehen weit auseinander und an einem Sonnenhang.

Gewiss ist es gut, auf das Klima des Klosters zu ach­ten, wenn einer kränklich ist und keine grosse Selbst­verleugnung besitzt, damit er sich nicht im Nachhinein beklagt oder vielleicht sogar das Kloster wechseln muss. Doch wenn er anfänglich nicht achtete auf diesen Punkt und sich in einem etwas ungesunden Klima findet, ist es für ihn besser, ein wenig nachzugeben in seiner Askese als seine Bettdecken abzunutzen durch vieles Kranksein und die anderen zu nötigen, ihre Schuhe abzunutzen mit vielen Krankenbesuchen, und ihnen Auslagen und Kum­mer zu verursachen.

Wenn du danebentriffst, mein Bruder, und in ein Gemeinschaftskloster eintrittst, das an einem mehr oder weniger feuchten Ort liegt, wird im Grunde nur dein Fleisch Schaden nehmen. Worauf du weit mehr achten musst, ist, ob das allgemeine geistige Klima des Klosters gesund ist, damit nicht deine Seele Schaden nimmt. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn du selbst in geistiger Hinsicht ein wenig kränklich bist. Wenn ich sage „in geistiger Hinsicht kränklich”, meine ich nicht bloss die kleinen oder grossen fleischlichen Schwächen, sondern auch deinen kränklichen Kopf. Das heisst, wenn ein Mensch von seinem Wesen her argwöhnisch ist, denkt er immerzu Böses, und selbst die reinen Dinge verkehrt er ins Böse (weltlich Gesinnte betrachten solche Menschen zwar als klug, als schlau wie der Teufel, doch eben deshalb, weil sie schlau sind wie der Teufel, kränkeln sie im Geiste). Solche Menschen haben es sehr nötig, in einer heiligen Umgebung zu sein, damit

sie sich heiligen können. Sie benötigen sehr starke Kost, damit sie geistig gesunden. Die Jungen hingegen, die ohne Arg sind und die geistige Gesundheit besitzen, mit ihrer kindlichen Einfachheit und ihrer ganzen geistigen Armut (der Demut), ähneln den kerngesunden armen Kindern, die selbst trockenes Brot in Blut verwandeln.

Achte deshalb, wenn du geistig kränkelst, ebenso sehr auf das geistige Klima wie auf deinen geistigen Arzt, damit er dich heile.

Suche, so gut du kannst, nach einem Altvater, der:

1. Ein geistiger Mensch ist, mit Tugenden, nicht bloss ein Lehrer, sondern mehr noch ein Mann der Tat. Es ist gut, wenn er vom Schiffsjungen zum Kapitän auf­gestiegen ist, damit er nicht fremden Schultern das Joch eines Mönchslebens auflädt, das er selbst nur aus Büchern kennt, und ebenso, dass er von Natur aus grosse Liebe mit Unterscheidung besitzt, damit er Mitleid hat mit sei­nen Kindern und sie nicht vorzeitig ins Paradies schickt mit den Methoden Diokletians. Nur mit sich selbst soll der Gerontas sehr streng sein, für die anderen aber soll er grosse Liebe haben (nicht heuchlerische zeigen). Auch grosse Unterscheidung muss er besitzen, denn wenn die­se fehlt, wird selbst seine Liebe seinen Kindern schaden (Liebe von der Art derjenigen, die Eli hatte23), und dann kommt Gottes Zorn sowohl über ihn selbst als auch über seine Kinder.

Sehr hilfreich für den untergeordneten Mönch ist auch, wenn der Altvater mindestens 18 oder 20 Jahre äl­ter ist als er, denn das flösst dem Untergeordneten auch eine natürliche Ehrfurcht ein.

2. Ein einfaches Leben führt, ohne überflüssige Sorgen und weltliche Anliegen, und in keiner Weise auf seinen eigenen Vorteil achtet (dass er mithin geistig befreit ist), sondern auf den Vorteil der Seele des Jün-aers und ganz allgemein auf den Vorteil unserer Mutter, der Kirche. Dies wird dem Jünger natürlich sehr helfen, niemals dem eigenen Gedanken zu gehorchen, der ihm sagt, er müsse in die Welt zurückkehren, angeblich um Seelen zu retten, sondern ganz auf seinen Geronta zu vertrauen, der ihn, falls er daran etwas Wahres sieht, selbst aussenden wird, mit seinem Segen, um der Welt zu helfen.

3. Ein Freund der Hesychia* und des Gebets ist, damit er dich durch das Gebet mit Gott verbindet und du die wirkliche Freude der göttlichen Tröstung rindest, denn diese himmlische Süsse wird deinen Geist und dein Herz von der Welt lösen und in den Himmel versetzen. Denn wenn der Mönch in seiner Zelle nicht durch die Liebkosungen Gottes die Süsse der göttlichen Zärtlich­keit kostet und innig Seine Gegenwart empfindet, wenn er nicht auch die Allheilige wie seine Mutter in seiner Zelle anwesend spürt und zu ihr redet wie ein kleines Kind, indem er ihr bald sein Leid klagt, bald seine Freu­de ausdrückt, was dann unterscheidet die Mönche von den unglücklichen Kindern des Waisenhauses?

Deshalb sind die oben genannten Eigenschaften des Altvaters unerlässlich. So kann er dir helfen, vor allem am Anfang, dich zu bewahren von der Erinnerung an die trügerischen Freuden der Welt, die in dir nur eine zuneh­mende Leere bewirkt.

Sehr hilfreich ist, wenn das Kloster weit weg liegt von der Welt, von archäologischen Stätten und weltlichem

Lärm. Auch Klöster, die wichtige Pilgerstätten sind, wei­chen oftmals von ihrem eigentlichen Ziel ab, indem sie von Klöstern zu Geschäftsbetrieben werden. Deshalb möchten einige Bischöfe sie zu Recht für sich haben, denn die Mönche sollen die Besitzlosigkeit lieben, die sie Gott gelobt haben. Leider aber begnügen sich diese nicht mit dem Unerlässlichen, dem Einfachen, sowohl was sie selbst angeht, als auch was das Kloster allge­mein betrifft, sodass sie nicht Spenden der Gläubigen anzunehmen brauchen und diese vielmehr ermutigen, unseren Brüdern, den Armen, zu helfen, die Not leiden. Doch stattdessen, was tun sie? Sie sammeln sogar den Schweiss der Armen und füllen das Kloster mit einem Haufen Öllampen und Glocken, in der Meinung, auf die­se Weise Gott zu verherrlichen. Diese Art von Frömmig­keit aber ist wie jene, die viele russische Kleriker hatten, die ungewollt Ursache wurden dafür, dass die Öllampen, Kranzleuchter und Glocken zu Kanonen umgeschmol­zen wurden, die die Kirche Christi selbst beschossen.

Achte darauf, mein Bruder, dass du dich nicht beein­drucken lässt von den Dingen, die ich angeführt habe, noch auch von der weltlichen Höflichkeit oder der weltlichen Liebe, die du vielleicht feststellen wirst, auch nicht von weltlichen Erleichterungen, die man dir anbietet. Auch von jedwelcher weltlichen Ordnung, die du im Kloster siehst, lass dich nicht einnehmen, denn jede weltliche Ordnung innerhalb des Klosters bedeutet in Wirklichkeit eine grosse Unordnung.

Deshalb betrachte alle weltlichen Dinge im Kloster als Schlingen, die dich nach und nach mit ihrer Angst erwürgen werden, denn wenn du einmal im Kloster bist, kannst du sie nicht geniessen, wie du willst, und so wirst du leiden.

Doch selbst wenn du sie geniessen dürftest, wenn man dir die Gelegenheit gäbe dazu, würdest du dadurch bloss die innere Leere fördern und wärst gänzlich leer von Christus, und in deiner grossen Leere wäre die grosse Angst, die selbst den an materiellen Gütern Reichsten quält.

Wer bezweifelt, dass mit all den modernen Erleich­terungen das Kloster bequemer funktionieren könnte? Hätte jeder Mönch seine Mutter bei sich, damit sie ihn umhegt, wäre natürlich auch das eine Erleichterung. Gäbe es in der Kirche ein Tonbandgerät, das die Lesungen wiedergibt, wäre auch das bestimmt sehr bequem, und noch bequemer wäre, wenn man die Stehbank zum Bett ausziehen könnte. Gewiss wäre es auch für einen Aske­ten eine Erleichterung, wenn er ein kleines Maschinchen hätte, das ihm die Gebetsschnur vorwärtsdreht, und ei­nen Stroh-Asketen, der hinfällt und aufsteht und für ihn die Metanien macht, während er selbst seinem geplagten Fleisch auf einer weichen Matratze Erholung verschafft. Alle diese Dinge befriedigen zwar das Fleisch, die Seele aber machen sie hohl und unglücklich, ganz abgesehen davon, dass sie weibliche Gefühlsseligkeit und weltliche Angst mit sich bringen.

Deshalb, mein Bruder, der du ausgezogen bist mit dem edlen Ziel, etwas Höheres zu erreichen, sieh dich vor, dass du nicht wieder zurückfällst in das, was du hinter dir gelassen hast, das Weltliche. Vergiss nicht, aus welchem Grund du die Welt verlassen hast, und jage nach dem Leben, das höher ist als die Welt, damit dein Weggang und dein Leben als Mönch einen Sinn hat. Andernfalls – schade um dein Fahrgeld. Ich sage nicht: „Schade, dass du deine Eltern betrübtest”, denn jene werden Gottes Lohn dennoch empfangen.

Etwas anderes noch – auch das ein sehr ernster Punkt -, auf das du achten musst, ist dies: dass die Mo­tive deiner Liebe zu deinem Altvater rein und nicht krankhaft sind. Das heisst: Begeistere dich nicht, weil er ein Landsmann ist von dir (das in erster Linie!). Sei nicht beeindruckt von seinem langen oder schneeweis-sen Bart, sodass du ihn bloss deswegen für besonders ehrwürdig hältst. Oder wenn er sehr mager ist, denke nicht, dass er ein grosser Asket ist (denn er kann von Natur aus mager sein). Noch auch sei sein hoher Ruf der Grund, aus welchem du dich ihm unterordnest, denn dies zeugt von der grössten geistigen Krankheit, wenn der neue Mönch schon in vorgerücktem Alter steht und nicht ein Jüngling ist mit kindlichem Denken.

Bist du ein junges Mädchen, so prüfe auch du dich selbst, damit du dich nicht begeisterst für die Gerontissa, weil sie sehr gebildet oder sehr schön ist oder weil sie männliche Charakterzüge aufweist, denn all dies sind krankhafte Motive. Hier bedürfen die kränklichen Seelen der Hilfe, damit sie ihre Liebe läutern und alle geistigen Gifte daraus vertreiben, damit nicht weltliche Produkte angebaut werden in der Wüste.

20. Siehe Lk 3,38.

21. Siehe Heb 13,14.

22. „Orte der Hesychia”, d.h. der Stille, der Ruhe.

23. Siehe l Kon 2,12 ff (Masoretenbibel l Sam 2,12).

Mönchturn und weltliche Gesinnung

Wir Mönche alle sollten mithin beim Betrieb des Klosters so weit wie möglich die zeitgenössischen Mittel meiden und die Wildnis achten, indem wir selbst uns derselben anpassen, sodass sie ihrerseits uns ihre heilige Ruhe schenkt und die Einöde uns hilft, unsere Seele öde zu machen von Leidenschaften. Es ist nicht recht, die Wildnis unserem weltlichen Selbst anzupassen, denn es ist eine Sünde, die Wildnis zu entweihen.

Wer will von den modernen Mönchen, kann ja ein Kloster auf dem Dach eines Wohnturms bauen, damit er alle Erleichterungen dieser Welt hat, die er begehrt, und damit er die vielen Lichter geniessen oder in den dritten Himmel24 aufsteigen kann mit dem Aufzug. Die Wildnis aber soll er in Ruhe lassen.

Leider bringen einige Mönche dieser Art mit je­ner weltlichen Gesinnung, die sie haben, und all jenen weltlichen Mitteln auch den ganzen weltlichen Geist in die Wildnis. Andauernd sind sie beschäftigt mit Ände­rungen und Umbauten, mit äusserlichen Verschönerun­gen, mit Ziegelsteinen und Blumentöpfen zuhauf, doch was Gebetsschnur heisst, das wissen sie nicht, sondern kennen nur Sorgen, gutes Essen und Ziegelstein. All das offenbart fleischliche Menschen, die Ziegelstein und Lehm sind und nicht Geist Gottes (ich meine hier nicht die im Bau befindlichen Klöster, wo die Mönche hart arbeiten, um unter Dach zu kommen).

Wenn der Mönch nicht zu seinem geistigen Werk findet, wenn ihm der Gerontas nicht hilft dabei und er deshalb ständig mit äusserlichen Dingen beschäftigt ist, verroht er geistig und ist ausserstande, in seiner Zelle still zu sitzen, selbst wenn man ihn festbinden würde. Er findet immerzu Gefallen am Kontakt mit den Leuten, an Fremdenführungen, Erklärungen über die Kuppeln und Archäologisches. Er zeigt ihnen die Blumentöpfe mit den verschiedenen Blumen und tischt ihnen ein reiches weltliches Mahl auf. Damit befriedet er jedoch nur den äusserlichen Menschen, und wenn man prüft, welche Art von Befriedung das ist, wird man sehen, dass es überhaupt keine ist, sondern dass die Menschen mit solchen Dingen bloss vorübergehend ihre Nöte vergessen und dann wieder zu ihrer Angst zurückkehren, denn die weltliche Gesinnung ist wie der Holzwurm, der ständig nagt.

Der Daseinszweck der Klöster jedoch ist ein geistiger. Im Kloster soll man nicht die Welt finden, sondern den Himmel, damit die paradiesische Süsse die Seelen überflutet. In weltlichen Belangen können wir nicht Wettstreiten mit den Weltlichen, denn jene haben mehr Mittel. Folglich? Die armen Weltlichen erwarten von uns Mönchen etwas Höheres, und damit wir jenes Höhere erlangen, müssen wir jede menschliche Tröstung fliehen. Denn es ist unmöglich, die göttliche Tröstung (die paradiesische Süsse) zu empfinden, wenn wir nicht die weltliche fliehen und wenn unsere weltliche Gesinnung nicht zur Gänze stirbt. Es ist nötig, dass die weltliche Gesinnung, nachdem sie gestorben ist, zu Pflanzerde wird, damit die göttliche Gesinnung aufblühen kann, denn die göttliche Lust wird nicht aus der Lust des Fleisches geboren, sondern aus den Wehen des Fleisches. Diese erstehen aus den Kämpfen der hochherzigen Kinder Christi, bewusst und mit Unterscheidung geführt um Seiner Liebe willen, um sich des alten Menschen (des weltlichen) zu entledigen. Danach nährt der Gute Vater Seine Kinder mit paradiesischer Speise, und dies schon hienieden auf der Erde, wo sie sich befinden, sodass sie vor Freude hüpfen und jubeln: „Tag der Auferstehung… “,25 nachdem sie, selbstverständlich, die Grosse Fastenzeit mit Kämpfen und den Grossen Freitag am Kreuz verbracht haben und geistig auferstanden sind und von da an ständig die Woche der Neuen Schöpfung leben. Anders gesagt, sie feiern die Auferstehung nicht einmal im Jahr, sondern ununterbrochen: „Pascha des Herrn, Pascha!”26*

Unser Guter Gott hat das Leben des Menschen sehr süss gemacht, im guten Sinn des Worts, dem geistigen. Doch einige von uns machen es zur Hölle mit unserer Erbärmlichkeit, indem wir versäumen, die weltliche Ge­sinnung von uns zu werfen, um die Dinge auf geistige Weise anzugehen. Damit machen wir unser Leben süss im schlechten Sinn und wollen niemals sterben, und je mehr unsere Jahre vergehen, desto mehr wächst auch das “Ach” der Besorgnis, und unsere Seele erfüllt sich mit Angst. Einige geplagte Menschen kommen oft gar soweit, dass wir unsere Seele in unserem hundertjähri­gen Leib festhalten wollen mit Hilfe der Tropfflasche und sagen: “Leben ist süss”, indem wir zittern vor Angst, zu sterben. Doch für einen, der der Welt gestorben und geistig auferstanden ist, gibt es überhaupt nie Besorgnis, Angst oder Bangigkeit, denn er wartet auf den Tod mit Freude, weil er zu Christus gehen und jubeln wird. Und solange er lebt, freut er sich ebenso, weil er bei Christus lebt und bereits hienieden einen Anteil der Freude des Paradieses empfindet und sich fragt, ob es wohl im Para­dies eine Freude geben kann, die höher ist als jene, die er hienieden auf der Erde lebt.

Das also ist das süsse Leben, in seinem wirklichen und guten Sinn. Obwohl die wahren Mönche begreifen, dass das, was sie schon in diesem Leben empfangen, nur ein Teil der Freude des Paradieses ist und dass es im Paradies weit grösser sein wird, wollen sie ihrer grossen Liebe zu ihrem Nächsten wegen dennoch auf der Erde leben, um den Menschen zu helfen mit ihrem Gebet, damit Gott eingreife und der Welt geholfen werde. Selig sind jene Mönche, und möge Gott Sich um ihres Gebetes willen auch meiner erbarmen, der ich leider immer noch geplagt bin. Ich möchte sehr, dass der Gute Gott uns Mönche alle, die wir dem Weg des engelgleichen Lebens gefolgt sind, würdigen möge, das Mass jener Mönche zu erreichen, sodass auch wir Tag und Nacht ununterbrochen sagen: “Verherrlicht sei Gott dafür, dass ich lebe, verherrlicht sei Gott dafür, dass ich sterbe!”

Dies ist das engelgleiche Leben, das die Mönche schon hienieden auf Erden zu leben anfangen, wenn sie bekleidet werden mit dem einen Engelsgewand (dem­selben für den jungen Mann und für die junge Frau). Das Engelsgewand macht die beiden Geschlechter zu zwei Engelsflügeln und trägt die Seelen kraft der rei­nen Liebe in grosse Höhen, wo kein Unterschied des Fleisches mehr besteht, denn „ da gilt nicht mehr Mann und Frau”.27

Dieses Leben, das die Mönche schon von hienieden an leben, werden auch all jene leben, die des Paradieses würdig befunden werden, denn im Paradies werden sie weder heiraten noch verheiratet werden, denn sie werden sein wie die Engel, wie unser Christus zu den Sadduzäern satter8 Deshalb müssen wir Mönche Gott Tag und Nacht danken und Ihn lobpreisen für die grosse Ehre, die Er uns erwiesen hat, indem Er uns in Seinen Engelsorden rief und uns sämtliche geistigen Möglichkeiten gab, schon von der Erde an zu Engeln zu werden.

All das bedenke, mein Bruder, der du am Anfang stehst, und bemühe dich, das Ersehnte zu erlangen. Jetzt, da du im Guten angefangen hast, hab Acht auf alles, was ich gesagt habe, damit du auch im Guten endest.

Es wäre gut, wenn ausser dem jungen Menschen, der Gott grosse Dankbarkeit schuldet für die erwähnte grosse Ehre, die Er ihm erwiesen hat mit der Berufung in den Engelsorden, auch die Eltern dieser Jungen die grosse Ehre begreifen könnten, die Gott ihnen selbst erwiesen hat, indem Er geruhte, Sich mit ihnen zu ver­schwägern.29

24. Siehe 2Kor 12,2.

25. Irmos der 1. Ode des Pascha-Kanons.

26. Ebenda sowie Pascha-Stichera.

27. Gal 3,28.

Quelle: http://www.zoiforos.gr/

Als Buch: Briefe. Altvater Paissios der Agiorit. Kloster des Hl. Evangelisten Johannes des Theologen, Souroti bei Thessaloniki, Griechenland, 2008.

(Zentrale Verteilung: Kloster des Hl. Evangelisten Johannes des Theologen, Souroti, 57006 Vasilika, Griechenland. Tel. 0030-23960-41320, Fax 0030-23960-41.594).