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Das Leben und Wirken des ehrw. Seraphim von Sarow (5)

9 Νοεμβρίου 2009

Das Leben und Wirken des ehrw. Seraphim von Sarow (5)

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Obzwar heilige Reliquien in der Russischen Kirche schon seit langem verehrt werden, hat sich im Bewußtsein des Volkes hinsichtlich der Bedeutung der sterblichen Überreste von Heiligen im religiösen Leben der Orthodoxen eine unrichtige Meinung verfestigt. Dieser Meinung zufolge handle es sich bei den unverwesten Reliquien um einen ganzen Körper. Diese falsche Ansicht muß in der Synodalperiode der Kirche aufgekommen sein. Im Mittelalter hatte man sich über den Zustand der sterblichen Überreste von entschlafenen Gottesdienern weiter keine Gedanken gemacht: als die Mariä Entschlafens – Kathedrale umgebaut wurde und die sterblichen Überreste hoher geistlicher Würdenträger von Moskau umgebettet werden mußten, da wußten alle – Ionas Leichnam war unverwest, bei Fotij hatte er sich teilweise erhalten, und von Kiprian waren nur noch die Gebeine übriggeblieben. Bevor die Kirche die Akte über die Inaugenscheinnahme der sterblichen Überreste des Mönchspriesters Seraphim verlautbarte,hatte sie das Volk über die orthodoxe Lehre von den heiligen Reliquien aufgeklärt. So erhielt die Herde Kenntnis, daß in allen schriftlichen Erwähnungen der Kirchenlehrer über die heiligen Reliquien unter den sterblichen Überresten die Gebeine zu verstehen seien.
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In den russischen Chroniken und Viten war oftmals die Wendung zu finden – “der Sarg und der Leichnam wurden der Erde übergeben, aber die heiligen Reliquien blieben unversehrt”. Übelgesinnte Leute wollten sich die Verirrungen mancher Menschen hinsichtlich der heiligen Reliquien zunutze machen. So verbreitete ein gewisser Kampfbund gegen die Orthodoxie” in Petersburg Flugschriften, mit denen man im Volk hinsichtlich der Reliquien des Starez Seraphim Verwirrung stiften wollte. Das veranlaßte den Metropoliten von St.Petersburg und Ladoga, Antoni, öffentlich eine Erläuterung abzugeben: “Die Nichtverwesung sterblicher Überreste ist überhaupt kein Grund, um heilige Gottesstreiter zu verherrlichen… Wenn sterbliche Überreste nicht verwesen, so ist das ein Wunder, aber nur zusätzlich zu den Wundern, die sie selbst bewirken. Und die Heiligkeit des Starez Seraphim wird nicht nur durch die Beschaffenheit seiner sterblichen Überreste bestimmt, sondern auch durch den Glauben des Volkes und die zahlreichen Wunder, die sich nach näherer Untersuchung durchaus als glaubwürdig erwiesen haben und die den Begebenheiten hinzuzurechnen sind, welche durch Fürsprache des Vaters Seraphim die wunderwirkende Kraft Gottes offenbaren”.

Der Wladyka behauptete, von dem Starez Seraphim seien nur noch die Gebeine übriggeblieben, die aber “ihrem Wesen nach als heilige Reliquien zu betrachten und von allen jetzt andächtig zu verehren seien”. Als die Gebeine des Starez Seraphim am 3. Juli in einen neuen Sarg aus Zypressenholz umgebettet wurden, da erfüllte sich der ganze Altar der ehrwürdigen Sosima und des ehrwürdigen Sawwati mit einem besonderen Wohlgeruch…

Zu den Feierlichkeiten in Sarow hatte sich beinahe die gesamte gottesfürchtige Rus eingefunden, es waren alle Darbenden und Genesung Suchenden hingekommen – und sie wurden in ihren Hoffnungen nicht betrogen – die Tauben begannen zu hören, die Blinden wurden sehend, und die Stummen hoben an zu sprechen: am 15. Juli, das war ein Dienstag, erlangte die neunundfünfzigjährige Bäuerin J. Michailowa aus dem Gouvernement Wjatka, nachdem sie in einem heiligen Quell gebadet hatte, ihr Augenlicht wieder. Sie war siebzehn Jahre lang blind gewesen. Am 16. Juli begann ein kleines taubstummes Mädchen, nachdem es das wundertätige Muttergottesbild der ,Rührung” berührt hatte, zu sprechen. Jeder Fall einer Genesung wurde ziemlich genau festgehalten und beglaubigt. Der Segen des Wundertäters von Sarow war in der ganzen Orthodoxen Rus zu spüren. So teilte der Gouverneur von Pensa dem Tambower Bischof Innokenti mit, am Tage der Verherrlichung des Starez Seraphim habe sich in seinem Gouvernement ein Wunder ereignet – die dreijährige Xenija Firsowa – ihre Eltern hatten Bekannte gebeten, bei dem Ehrwürdigen in Sarow zu beten – sei sehend geworden. In jenem Sommer wurde in Sarow überhaupt viel gebetet, denn die Gegend wurde von einer großen Dürre heimgesucht. Die Erde war völlig ausgetrocknet. Und immer, wenn auf der Landstraße Equipagen, Pferdegespanne und auch nur Menschen daherkamen, wurden regelrechte Staubwolken aufgewirbelt. Aber der geduldige russische Pilger scheute sich nicht, Hunderte Werst weit zu gehen. um ja nur sein Ziel zu erreichen – nämlich sich vor den heilkräftigen Reliquien des Starez Seraphim zu verneigen. Bei den Feierlichkeiten war auch der Monarch (Nikolaj II.) anwesend, das verstärkte im russischen Volk das Gefühl, im Gebet vereint zu sein.

Am 18. Juli wurde um sechs Uhr abends der erste Gottesdienst eingeläutet, in dem der ehrwürdige Seraphim von der Kirche als Heiliger verherrlicht wurde. Und seine heiligen Reliquien wurden ausgestellt, damit sie das ganze Volk verehre. “…In diesen heiligen Reliquien des neuen Fürsprechers für die Russische Kirche spüren wir den Pulsschlag unserer Kirche. Denn eine Kirche, die durch neue Selige und Gottesheilige geziert wird, ist nicht tot, ist weder erstarrt noch versteinert, sondern sie lebt und gedeiht, verjüngt sich. In diesem Sarg sehen wir den Quell, das Licht und die Freude unseres Glaubens”, sagte der Tambower Bischof Innokenti in seiner Ansprache. Die gesamte Orthodoxe Rus erfüllte eine geistliche Freude, und bis auf den heutigen Tag wird der ehrwürdige Seraphim in den ganzen Russischen Landen als einer der größten Glaubensstreiter der Heiligen, Ökumenischen und Apostolischen Kirche verehrt.

Oberpriester Ioann Sergijew (von Kronstadt) stellte anläßlich der Verherrlichung des Starez Seraphim über das Wirken der ehrwürdigen Väter folgende Betrachtungen an. Er sagte: “Die Ehrwürdigen waren himmlische und christliche Philosophen, die durch ihr Tun das Christliche Evangelium erfüllt haben… Sie haben sich von jeglichen unsauberen Leidenschaften gereinigt, sich unaufhörlich in die göttliche Weisheit versenkt, gebetet und Askese geübt, haben keine körperlichen Mühen gescheut, daher erglänzten sie wie eine Sonne und wurden schon während ihres irdischen Daseins nicht selten von einem überirdischen Licht beschienen, und nach ihrem Dahinscheiden wurden sie von strahlenden Engeln zum Himmel begleitet… So hat der Herr auch unseren neuen Gottesknecht, unseren ehrwürdigen Vater Seraphim, den Wundertäter von Sarow, verherrlicht”.

O Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erhöre die Gebete unseres ehrwürdigen Vaters Seraphim, des Wundertäters von Sarow, und erbarme Dich unserer Sünden. Amen. O. Schwedow

Quelle:

Ehrwürdiger Seraphim, der Wundertäter von Sarow. Teil I: Das Leben und Wirken des ehrw. Seraphim. ORTHODOXES LESEHEFT – l990 – 2.

In: http://russische-kirche-l.de/bibliothek/seraphim/b-teil1-se.htm