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Der Königsweg in der Postmoderne. Priestermönch Seraphim Rose. Vorwort (Eugen Häcki, Übersetzer)

27 Νοεμβρίου 2009

Der Königsweg in der Postmoderne. Priestermönch Seraphim Rose. Vorwort (Eugen Häcki, Übersetzer)

Vorwort

Wie findet ein Mensch aus der heutigen Zeit zur orthodoxen Kirche? Dieser Frage hat sich auch Priestermönch Seraphim Rose stellen müssen, und er hat sich ihr gestellt. Sein Lebensgang steht exemplarisch für die Bekehrung eines Menschen in der Postmoderne. Zwar kann hier nur ein kurzer Abriß seiner Biographie gegeben werden, damit der Leser die nachfolgenden Schriften aus diesem Band in einen größeren Zusammenhang stellen kann. Für die Einzelheiten über sein bewegtes und fruchtbares Leben sei auf die Biographie und das Schrifttum verwiesen.1

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Eugene Dennis Rose war ein junger Mann aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Seine Familie hat Europäische Wurzeln, lebte in Kalifornien und bekannte sich zum Protestantismus. Eugene durchlief die Schulen mit Bravour, und er erhielt ein Stipendium, um an der Universität Philosophie und Chinesisch zu studieren. Seine Studien brachte er erfolgreich hinter sich, und es stand ihm eine ruhmreiche akademische Laufbahn offen. Diesen Weg allerdings schlug Eugene aus, angewidert vom Jahrmarkt der Eitelkeiten im akademischen Betrieb in den ausgehenden 1950er und anfangenden 1960er Jahren in Amerika. Er hatte sich eingehend mit westlicher Philosophie (darunter Nietzsche) und mit östlicher Weisheitslehre (tao te ching) befaßt. Dabei ist es ihm vergönnt, die östlichen Traditionen auch anhand dessen zu studieren, was seinem Lehrer in mündlicher Überlieferung weiter gereicht worden war und im Schrifttum nicht zu finden ist. Doch das wilde Leben in studentischer Bohème stellt den jungen Mann nicht zufrieden. Er litt an sich und an der Welt, und die Philosophien beantworteten seine Fragen nicht, geschweige denn fühlte er sich in der angestammten Religion zu Hause, zumal Gott — wie Eugene bald fand — für den modernen Philosophen „tot“ war.

Nebst den Schriften der Schulphilosophen traf Eugene auch auf Werke von Max Picard und René Guénon. Letzterer beeinflußte sein Denken tief, zumal auf der Grundlage der Tradition der Völker. Guénon wird Rose auch die Bedeutung der orthodoxen Kirche als Bewahrerin der urchristlichen Überlieferung bewußt gemacht haben. Denn auf seiner Suche geriet der junge Rose auch in die Kathedrale der russisch orthodoxen Kirche in San Francisco: Er nahm zunächst zaghaft, dann immer überzeugter an den Gottesdiensten teil. Hier traf er auch auf den hl. Erzbischof Ioann Maximovitsch von Shanghai und San Francisco. Dieser wurde ihm zum geistlichen Vater und unterstützte Eugenes Vorhaben, eine kleine Druckerei für orthodoxe Schriften und einen Buchladen zu betreiben. Dort erschien im Jahre 1965 die ersten Ausgaben der von Eugene Rose herausgegebenen Zeitschrift: The Orthodox Word. Mit den Jahren vertiefte sich die Bindung an die orthodoxe Kirche und im Konvertiten meldete sich das Verlangen, den Weg eines Mönches nach orthodoxer Überlieferung zu begehen.

Mit dem Segen von Erzbischof Ioann Maximovitch gelang es, in den Wäldern Kaliforniens ein Stück Land zu erwerben und dort eine kleine Klause nach dem Muster des östlichen Wüstenmönchtums zu errichten. Mit einem Mitstreiter zog Eugene Rose dort hinaus. Das in der Wildnis erlebte Mönchsleben war äußerst schlicht: So gab es keine Heizung, zunächst kein fließendes Wasser und keine Elektrizität. Als Behausung diente eine selbst gezimmerte Holzhütte. Alles war auf Gebet und Arbeit ausgerichtet, und die Mönche kämpften mit Schlangen. Das kleine Werk gewann mit den Jahren an Ausstrahlung, und immer häufiger kamen Besucher in die Klause im kalifornischen Wald. Sie wurden gastfreundlich empfangen und aufgenommen. So nahm der Besucher am Leben der Mönche teil und erhielt — wenn er denn will — geistlichen Ratschlag. Nebenher lief der Betrieb der kleinen Druckerei, die mit in den Wald hinaus verlegt worden war.

Es entstanden zahlreiche Schriften, mit denen sich der Mönch Seraphim zu Wort meldete. Als bekannteste sind sicherlich die Bücher die „Seele nach dem Tod“ und „Die Orthodoxie und die Religion der Zukunft“ zu nennen. Diese zwei Bücher wurden auch in Rußland viel gelesen und haben den Mönch bekannt und hoch geachtet gemacht. Vater Seraphim besticht durch eine prägnante Analyse der Zeichen der Zeit und zwar auf der Grundlage der orthodoxen Überlieferung der heiligen Väter nicht nur aus alter Zeit, sondern auch von solchen aus unserer Zeit. Immer wieder beruft er sich auf den hl. Theophan den Klausner, den hl. Ignatius Briantschaninov und den hl. Ioann von San Francisco und Shanghai. Auch mahnte Bruder Seraphim stets den Glauben aus dem Herzen an: Herzlose „Korrektheit“ stellt er in den Hintergrund. Es ging ihm nicht um ein Glaubensleben in Behaglichkeit, sondern um tiefen Glauben an Christus den Retter, und zwar mit blutendem Herzen. Vor diesem Hintergrund mag nun der Leser oder die Leserin die hier gebrachten Beiträge von Seraphim Rose entgegennehmen.

Eugen Häcki, Übersetzer.

Quelle:

Der Königsweg in der Postmoderne. Beiträge aus der “Orthodoxen Welt”. Priestermönch Seraphim Rose. Edition Hagia Sophia – Grafik & Verlag Gregor Fernbach (www.edition-hagia-sophia.de), Straelen, Deutschland, 1. Auflage, 2009, Seiten 9-11.

Internet: http://www.orthodoxie-versand.de/product/158/priestermoench-seraphim-roseder-koenigsweg-in-der-postmoderne.html