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Nihilismus. Die Ideologie des Antichristen, Eugene (Serapim) Rose. Vorwort (2)

22 Αυγούστου 2010

Nihilismus. Die Ideologie des Antichristen, Eugene (Serapim) Rose. Vorwort (2)

Priestermönch Damascene (Christensen), Kloster St. Herman von Alaska.

(Fortsetzung)

Diese Erfahrung begleitete Eugene Rose in seiner Keller-behausung während der Arbeit an Das Menschenreich und das Reich Gottes. Im unmittelbaren Bild Christi, wie es die östliche orthodoxe Kirche bewahrt, war er der Wahrheit begegnet, doch sehnte er sich danach, ins, wie er es nannte, „Herz der Herzen“ dieser Kirche einzutreten, in ihre mystische Dimension. Es verlangte ihn nach Gott, ja er verzehrte sich in diesem Verlangen. Was er in dieser Zeit schrieb, war für ihn eine Art Katharsis: ein Mittel, um sich aus der Unwahrheit heraus zu erheben, heraus aus der schlummernden Finsternis hinein ins Licht. Obwohl im Ton ― stärker als seine späteren Werke ― philosophisch, sind diese Schriften aus einem intensiven Leiden entsprungen, das noch immer auf seiner Seele lastete. So erscheint es nur natürlich, daß seine Darlegungen wesentlich mehr bringen zum Reich des Menschen, an dem er sein ganzes Leben gekrankt hatte, als zum Reich Gottes, von dem er bislang nur einen flüchtigen Eindruck hatte gewinnen können. Das Reich Gottes betrachtete er noch immer durch das Prisma des Menschenreichs.

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Von den vierzehn Kapiteln, die Eugene Rose für sein opus magnum vorsah (siehe hierzu das Exposé aus S. 140 f.), liegt nur der siebte Teil vollständig in Maschinenschrift getippt vor. Alle weiteren sind lediglich als handschriftliche Aufzeichnungen überliefert. Dieses siebte Kapitel, das hier vorgelegt werden soll, behandelt die Philosophie des Nihilismus.

Der Nihilismus ― jene Ansicht, daß es keine absolute Wahrheit gebe, daß jegliche Wahrheit relativ sei ― ist, so versicherte Eugene Rose, die grundlegende Philosophie des zwanzigsten Jahrhunderts: „Sie ist in unserer Zeit so weit verbreitet und beherrschend und hat den Verstand und die Herzen aller heute Lebenden so vollkommen und so tief durchdrungen, daß es keine Front mehr gibt, an der sie noch bekämpft würde.“ Das Wesen dieser Philosophie wurde Rose zufolge „am klarsten durch Nietzsche zum Ausdruck gebracht, aber auch durch einen Charakter Dostojewskis in dem Satz: ‚Gott ist tot, deshalb wird der Mensch zum Gott und alles ist möglich.‘“

Aufgrund seiner eigenen Erfahrung war Eugene Rose der Überzeugung, daß der Mensch heute nicht vollends zu Christus gelangen könne, wenn er sich nicht zunächst gewahr werde, wie weit er und seine Umgebung von ihm abgefallen seien, das heißt, bis er sich dem Nihilismus in sich selbst nicht gestellt habe. „Der Nihilismus unseres Zeitalters ist in allem“, schrieb er, „und wer nicht, mit Gottes Beistand, beschließt, ihn im Namen der Seinsfülle des lebendigen Gottes zu bekämpfen, den hat dieser bereits bezwungen. Wir sind an den Rand des Abgrunds zum Nichts gebracht, und wir werden, ob wir sein Wesen erkennen oder nicht, infolge der Affinität zu dem stets vorhandenen Nichts in uns ohne jede Hoffnung auf Erlösung von ihm verschlungen werden ― es sei denn, wir bleiben reinen und festen Glaubens (der über jeden Zweifel erhaben ist) in Christus, ohne den wir wahrlich nichts sind.“

Seine Aufgabe als Autor erblickte Rose darin, seine Zeitgenossen von diesem Abgrund zurückzureißen. Nicht aus eigenem Gottbegehren allein schrieb er, sondern eben auch aus Sorge um jene, die ihrerseits nach Gott riefen ― ja selbst um jene, die, wie er einst selbst, Gott verwarfen oder, aus ihrem ureigenen Begehren nach ihm, gegen ihn stritten.

Aus großer Seelennot, aus dem Dunkel seines früheren Lebens her, wendet sich Eugene Rose an eine zeitgenössische Menschheit, die sich in ebendieser Not und Finsternis befindet. Heute, etliche Jahrzehnte nachdem er das Werk verfaßte, sind seine Worte dringlicher denn je, zumal die nihilistischen und antichristlichen Kräfte nun noch tiefer ins Gefüge unserer Gesellschaft eingreifen. Rose hat sich dem Nihilismus in sich selbst gestellt und hat ihn niedergerungen. Er ist somit befähigt, uns vor der Gefangenschaft durch seinen seelenzerstörenden Geist zu bewahren und uns im Glauben an Christus als fleischgewordene ewige Wahrheit zu stärken.

Quelle.

Nihilismus. Die Ideologie des Antichristen. Eugene (Seraphim) Rose, Verlag Edition Hagia Sophia, Straelen 2010, S. 11-13, (Internet:

http://www.orthodoxie-versand.de/product_info.php?info=p160_Priestermoench-Seraphim-Rose–br-Nihilismus.html).

Auf Englisch:

Nihilism: the root of the revolution of the modern age. Eugene (Serapim) Rose, St. Herman of Alaska Brotherhood, Platina CA, U.S.A., 4th ed. 2009, (Internet:http://www.stherman.com/Catalog/Writings_of_Father_Seraphim/nihilism_book.h